Hauptinhalt

Nierenerkrankungen - Abklärung und Therapie

Die Nephrologie ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin, das sich mit Nierenerkrankungen befasst. Der Begriff stammt aus dem Altgriechischen, wo das Wort „nephros“ für „ die Nieren“ steht. Es geht in der Nephrologie um die Früherkennung, diagnostische Differenzierung, die Beurteilung funktioneller Störungen, die Durchführung medikamentöser Therapien sowie Blutreinigungsverfahren (Dialyse) bei akutem und chronischem Nierenversagen.

Nachdem die Nieren neben der Entgiftung auch viele andere Aufgaben im Körper übernehmen, stellt ihre Funktionsverschlechterung beziehungsweise ihr Ausfall ein komplexes medizinisches Problem dar. Neben den Nieren sind dann auch andere Organsysteme betroffen und können irreparable körperliche Schäden entstehen - deshalb ist unbedingt ein frühzeitiges therapeutisches Eingreifen erforderlich.

Bei den Nierenerkrankungen wird generell zwischen Erkrankungen, die direkt von den Nieren ihren Ausgang nehmen (primäre Nierenerkrankungen) und den sekundären Formen unterschieden. 

Das Spektrum der primären Nierenkrankheiten reicht von der immunologisch bedingten Entzündung (Glomerulonephritis) über Infektionen und angeborene genetischen Störungen (Zystennieren) bis hin zur funktionellen Störung (zum Beispiel durch Arzneimittel oder Toxine). 

Unabhängig davon führen manche Systemerkrankungen (= Erkrankungen, die nicht nur ein Organsystem betreffen wie z.B. Diabetes mellitus [Zuckerkrankheit], Bluthochdruck, Autoimmunerkrankungen) sekundär zur Schädigung der Nieren. In hochindustrialisierten Ländern sind Diabetes mellitus und Bluthochdruck übrigens mittlerweile die häufigsten Ursachen für Nierenerkrankungen, wobei in solchen Fällen die effektive Behandlung der Grundkrankheit im Vordergrund steht. Nur so gelingt es, ein Fortschreiten der Nierenfunktionsverschlechterung zu verhindern beziehungsweise zu verzögern. 

Nierenerkrankungen verlaufen aber in der frühen Phase, die oft über Jahre bis Jahrzehnte andauern kann, meist symptomlos. Im fortgeschrittenem Stadium sind Bluthochdruck, Blutarmut, Störungen des Knochen- und Mineralstoffwechsels, Herz-und Kreislauferkrankungen häufige und gravierende Probleme und bedürfen einer umfassenden medikamentösen Therapie. 

In einer Basisuntersuchung wird neben einem ausführlichen Gespräch und einer körperlichen Untersuchung der Blutdruck gemessen. Außerdem wird eine Blut- und Urinuntersuchung veranlasst. Eine Ultraschalluntersuchung der Nieren kann zusätzliche Informationen liefern. Sollte damit keine zufriedenstellende Diagnose gestellt werden können, ist dann die Entnahme einer kleinen Gewebeprobe (Nierenpunktion) wertvoll. Dieser Eingriff wird allerdings in Lokalanästhesie unter stationären Bedingungen im Krankenhaus durchgeführt. Dadurch ist in den meisten Fällen eine genaue Diagnose möglich.

Die Behandlung orientiert sich an der zugrundliegenden Nierenerkrankung. Eine der wichtigsten Aufgaben ist aber eine optimale Blutdruckeinstellung, da beinahe jede Nierenerkrankung Bluthochdruck veursachen kann und dieser in einer gefährlichen "Abwärtsspirale" zur weiteren Nierenschädigung beiträgt. 

Da unerkannte und unbehandelte Nierenkrankheiten auch schon in frühen (und für die Betroffenen noch beschwerdefreien) Phasen negative Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit und Lebenserwartung haben können, ist es immens wichtig, bereits frühzeitig eine korrekte Diagnose zu stellen. Einerseits soll durch geeignete Maßnahmen der natürliche Krankheitsverlauf möglichst verlangsamt oder aufgehalten werden, andererseits soll damit auch die Entwicklung der beschriebenen sekundären Probleme (typisch für fortgeschrittene Nierenerkrankungen) vermieden werden. 

Bei Ausfall der Nierenfunktion besteht die Möglichkeit der Nierenersatztherapie in Form von Blutwäsche (Dialyse), wobei die Ausscheidungs- und Entgiftungsfunktion der Nieren durch hochentwickelte medizinische Verfahren und Technologien übernommen wird. Eine weitere Möglichkeit ist die Nierentransplantation, die medizinisch um vieles aufwendiger ist als die Dialyse, aber die Lebensqualität der betroffenen Patienten wieder deutlich steigern kann. Diese speziellen Behandlungsformen werden im Krankenhaus der Elisabethinen an der Abteilung, in welcher ich beschäftigt bin, schon seit Jahrzehnten erfolgreich durchgeführt.